Elisabeth von Thüringen war eine ungarische Prinzessin und deutsche Landgräfin, die im beginnenden 13. Jahrhundert gelebt hat. Eine Zeit, in der Franziskus von Assisi und die ihm folgenden Mönche die Armutsbewegung als Gegenentwurf zu der damals mal wieder in der Krise steckenden Kirche zu leben begannen.
Franziskus war es gelungen, in der bestehenden Kirche eingefügt zu bleiben und durch seine bis in die letzte Faser gelebte Armut und Friedfertigkeit den Menschen wieder den Jesus zu zeigen, wie er in der Bibel überliefert ist. Elisabeth war schon als kleines Mädchen von diesem Gefühl, das damals um die Welt zog, angerührt gewesen. Sie stibitzte für die Armen Brot aus der Küche des Grafenhaushaltes und heimste sich so manchen Ärger dabei ein.
Schon mit vier Jahren wurde sie an den Hof des Landgrafen von Thüringen gebracht. Sie sollte dort mit dem Thronfolger Hermann verheiratet werden. Doch dieser starb nach einigen Jahren, so dass die Zukunft von Elisabeth plötzlich gar nicht mehr so klar und geplant aussah, wie es einmal war. Da war Elisabeth gerade einmal 10 Jahre alt. Die Familie der Landgrafen wollte das junge Mädchen loswerden, doch sie hatten die Rechnung ohne ihren Zweitgeborenen Ludwig gemacht. Denn dieser Kerl hatte sich über beide Ohren in Elisabeth verliebt.
Und so kam es, dass am Hofe der Landgrafen zu Thüringen im Jahr 1221 etwas für diese Zeit völlig Unübliches geschah: eine Hochzeit aus Liebe.
Für das junge glückliche Paar setzte nun eine fruchtbare und segensreiche Zeit ein. Elisabeth, als Gräfin für die Armenfürsorge zuständig, wuchs über sich heraus und setzte sich mit aller ihr zur Verfügung stehenden Macht dafür ein, die Lebensumstände der Menschen in ihrer Stadt zu verbessern. Als eine große Hungersnot drohte, öffnete sie die gräflichen Lagerhallen, um alle satt zu bekommen. Im Jahr 1223 gründete das Paar aus eigenen Mitteln ein Hospital in Gotha. Diese gemeinsamen wohltäigen Jahre waren für die beiden wie ein Geschenk.
Doch bald drehte sich das Schicksal und ihr geliebter Ehemann Ludwig kam auf der Fahrt zum Kreuzzug ums Leben. Der Verlust brach ihr fast das Herz. Da saß sie nun mit ihren drei Kindern und ihrer großen Aufgabe. Seelsorgliche Unterstützung bekam sie von ihrem Beichtvater Konrad von Magdeburg, der sie aber unbarmherzig nur zu noch mehr Aufopferungen antrieb. Als es ihrem Schwager Heinrich, unter dem sie nun in der Burg noch geduldet war, zu bunt wurde, schmiss er sie mit ihren drei Kindern und dem Beichtvater aus der Burg raus.
So kam es, dass Elisabeth nun zu Konrad nach Magdeburg zog. Dort gründete Elisabeth ebenfalls ein Hospital für die Krankenfürsorge. Ihre Kinder wurden in einer Familie untergebracht, damit Elisabeth sich umso mehr um die Kranken kümmern konnte. Sie ging dabei bis zum Äußersten und vergaß mitunter ihre Stellung als ehemalige Landgräfin. Selbst die schmutzigsten Straßenkinder badete sie höchstpersönlich im Zuber und auch die Aussätzigen pflegte und wusch sie. Genauso wie auch Franziskus sah sie damit den Satz von Jesus erfüllt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." Mt 25,40.
Elisabeth setzte sich persönlich mit voller Hingabe der Pflege der Kranken und der Verwaisten ein. Besonders die Kinder lagen ihr am Herzen. Sie sah darin die Erfüllung ihrer Christusnachfolge. "So, also, Herr, willst du mit mir gehen!" Das war der Ausspruch, als sie ihre Berufung gefunden hatte.
Im Jahr 1231 starb Elisabeth in ihrem Hospital in Magdeburg. Vermutlich hatte sie sich bei einem ihrer Patienten angesteckt. Der Gedenktag ist am 19. November, der Tag ihrer Beisetzung.
Immer wieder wurden aus dem Leben der Elisabeth wundersame Ereignisse berichtet: So schreibt das ökumenische Heiligenlexikon: "Der Aussätzige, den sie zur Pflege in ihr Bett hat legen lassen, wurde aufgedeckt, aber statt Elisabeth zu ertappen wurde das Bild des gekreuzigten Christus gesehen. Als sie im Hungerjahr 1226 alles verfügbare Korn austeilen ließ und auch Geld aus der Staatskasse zur Hilfe verwandte, wurden heftige Vorwürfe erhoben - da bedeckte sich plötzlich der Boden des Saales mit Korn und Korn füllte alle Kammern. Als sie bei der festlichen Ankunft des Kaisers Friedrich II. kein Gewand mehr in der Truhe fand, überkleidete sie ein Gabriel mit Glanz und Schmuck, worauf sie fürstlicher als je im Saal erschien.
Das Rosenwunder
ist weder in der Lebensbeschreibung noch in den großen Legendensammlungen verzeichnet: Ludwig, von seiner Umgebung gegen Elisabeths Verschwendung
aufgehetzt, trat seiner Frau, die mit einem mit Brot gefüllten Deckelkorb die Burg herab stieg, mit der Frage entgegen: Was trägst du da?
, deckte den Korb auf, sah aber nichts als Rosen."
Elisabeth von Thüringen ist eine Heilige auch unserer Zeit. Auch heute braucht es Menschen, die uns an solche Sätze erinnern müssen: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." In unserer Gesellschaft, in der wir den Nächsten unter unserem großen Ego viel zu oft vergessen. Ob er nun ganz nah bei uns oder fern irgendwo im globalen Süden in der Dürre sitzt.